Meldung vom 04.11.2015

Erneuerung Druckrohrleitung Kraftwerk Gosau: Mehr als 100 Jahre nach Inbetriebnahme umfangreiche Investitionen in künftige Betriebssicherheit

20151006 Druckrohrleitung KW Gosau 03679 © Energie AG / honorafreie Verwendung

Herstellen der neuen Fundamente an der erneuerten Druckrohrleitung (August 2015)

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Vor mehr als 100 Jahren, im September 1910, lud die Firma „Stern&Hafferl“, eines der Vorgängerunternehmen der Energie AG Oberösterreich, die Bevölkerung der Region rund um die Kraftwerkskette Gosau zu einer Stollenwanderung ein. Der damals hochgefeierte Stollen, der das Triebwasser aus dem Gosaubach und auch aus den Bächen des Ramsaugebirges fasste und zum Kraftwerk in Steeg führen sollte, war damals genauso eine bautechnische Meisterleistung wie die Verlegung der Druckrohrleitung mit bis zu 75° Gefälle. Das sind Werke, von dem die gesamte Region mehr als ein Jahrhundert nach Inbetriebnahme immer noch profitiert.
 
Im Februar 1907 hat Stern&Hafferl Unterlagen zur kommissionellen Verhandlung für den Bau einer Kraftwerkskette im Ramsaugebirge eingereicht. In Absprache mit dem Eisenbahnministerium wurde festgelegt, dass ein erheblicher Anteil des Stroms zum Betrieb elektrischer Bahnen in der Region bereitgestellt werden muss. Nach der Konzessionserteilung im Juni 1909 konnte der Bau beginnen. Von beiden Seiten wurde im September 1909 mit der Stollenerrichtung in das Ramsaugebirge begonnen, am 27. Juli 1910 konnte der Stollendurchschlag gefeiert werden. Nicht nur die Herstellung der Verbindungsstollen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine technische Meisterleistung, auch die Verlegung der Rohrleitung mit bis zu 75° Gefälle war eine echte Herausforderung für die Baumannschaften. 
 
Der Vordere Gosausee – eine künstliche Naturschönheit
 
Heute gehört die Kraftwerkskette Gosau zu den ältesten Anlagen der Energie AG. Als die Stauanlagen für die drei Kraftwerke Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, war die Erzeugung von elektrischem Strom ein willkommener Nebeneffekt. Ihr eigentlicher Zweck war jedoch, durch Retentionsräume den Hochwasserschutz für das Gosautal zu verbessern. Dass man mit dieser Sicherheitsmaßnahme auch noch elektrischen Strom erzeugen konnte – damals eine viel bestaunte Novität – machte den Plan zusätzlich attraktiv.
 
Am Fuße des Dachsteinmassivs gelegen ist der Vordere Gosausee heute wegen seiner landschaftlichen Schönheit ein beliebtes Ausflugsziel. Die Naturschönheit ist jedoch nicht ausschließlich Natur: Der See in seiner heutigen Form entstand erst durch den Bau der Stauanlage, die 1911 fertiggestellt wurde. Durch den Staudamm wurde damals der Wasserspiegel des Sees um rund 15 Meter angehoben – das bedeutet, dass der See zusätzlich 8,5 Millionen Kubikmeter Wasser mehr aufnehmen konnte. Heute dient er der Energie AG als Jahresspeicher für die Kraftwerkskette Gosau/Steeg.
 
Erneuerung der Druckrohrleitung zum Kraftwerk Gosau nach mehr als 100 Jahren
 
Der erste Teil der Druckrohrleitung stammt aus dem Jahr 1913 und ist 442 Meter lang. Die Druckrohre waren entsprechend dem damaligen Stand der Technik zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus genietetem Flussstahl gefertigt. In der Leitung kam es in den mehr als 100 Betriebsjahren zu natürlichem Materialabtrag, gleichzeitig durch Setzungen zu einer stellenweise ungleichmäßigen Auflage der Rohrleitung auf den Fundamenten. 
 
 
Um allfälligen Schäden vorzubeugen und die Betriebssicherheit auch weiterhin zu gewährleisten, wurde die Leitung in diesem Sommer demontiert und durch eine neue, geschweißte Druckrohrleitung ersetzt: Dabei wurden neben der Leitung selbst auch der Stollenanschluss, alle Fundamente und einige Hauptarmaturen an der Leitung erneuert sowie das Schieberhaus saniert. Die Rohrleitungsteile haben einen Durchmesser von 1,3 Metern und wurden in Längen von bis zu 12 Metern angeliefert. Sie wurden im Gelände vor Ort verschweißt und auf die neuen Fundamente montiert. 
 
Im Zuge der Leitungssanierung wurde bereits im Winter 2014/15 der Betriebsstollenschacht am Vorderen Gosausee saniert. Um die Arbeiten an der Leitung, die Zufahrt zur Baustelle sowie den Materialtransport sicherzustellen, war das Freimachen der Bautrasse im Waldgebiet erforderlich. Zusätzlich mussten für die Sicherheit auf der Baustraße zwei Steinschlagsicherungen errichtet werden. 
 
Die Demontage der alten Druckrohrleitung, die Neuerrichtung der Fundamente und die Montage der neuen Rohrleitung erfolgte von Mai bis September. Errichtet wurden in Summe 34 Auflager-Fundamente sowie fünf großen Festpunkt-Fundamente. Gleichzeitig wurde das Schieberhaus saniert und ertüchtigt. Insgesamt wurden von der Montagefirma 53 Rohrschüsse (Rohrteile, die vor Ort verschweißt worden sind) gefertigt und montiert. Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen wird das Kraftwerk Gosau Anfang Dezember wieder seinen Betrieb aufnehmen.
 
Die gesamte Kraftwerkskette ist auch heute noch – mehr als 100 Jahre nach Inbetriebnahme – eine wesentliche Stütze für die Stromversorgung der Gemeinden im inneren Salzkammergut. In Summe werden im Jahresdurchschnitt 71 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt – das entspricht dem Jahresbedarf von mehr als 20.000 Haushalten. Im Kraftwerk Steeg wird nach wie vor Strom für den Betrieb der Eisenbahnstrecke zwischen Attnang-Puchheim und dem Selzthal erzeugt. 



Daten und Fakten Laufkraftwerk Bad Goisern 

Ausbauwassermenge:  5,5 m³/s
Bruttofallhöhe: 140 m
Ausbauleistung: 6.400 kW
Energieproduktion: 7,95 Mio. kWh
Abbau Druckrohrleitung
und Fundamente:
Mai bis Juni 2015
Errichtung Fundamente und
Druckrohrleitung neu:
Juli bis September 2015
Sanierung Schieberhaus: August bis September 2015
Wiederinbetriebnahme: Dezember 2015
Energie AG
Energie AG
Die Energie AG Oberösterreich ist der moderne und leistungsfähige Anbieter für Strom, Gas, Wärme, Wasser sowie Entsorgungs- und Informations- und Kommunikationstechnologie-Dienstleistungen. Der Konzern steht für höchste Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte, Prozesse und Services. Als kompetentes und wettbewerbsorientiertes Unternehmen wird den Kund:innen ein faires Preis-/Leistungsverhältnis garantiert.

KW
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Die Energie AG Oberösterreich Kraftwerke GmbH entwickelt, errichtet und betreibt Wasserkraftwerke in Oberösterreich, Salzburg und in der Steiermark. Außerdem betreibt sie thermische Kraftwerke und Anlagen an den Standorten Timelkam und Riedersbach zur Erzeugung von Strom und Wärme. Im Mai 2019 wurden die Gesellschaften Energie AG Oberösterreich Kraftwerke GmbH, Wärme GmbH und Teile der Power Solutions GmbH durch die Energie AG Oberösterreich Erzeugung GmbH ersetzt.
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