Meldung vom 17.04.2015

Österreichs größtes Geothermieprojekt in Ried ist eröffnet

Heißes Wasser aus rund 2.000 Metern Tiefe ist die Grundlage für die nachhaltige Versorgung mit umweltfreundlicher Fernwärme für die Stadt Ried und die Nachbargemeinde Mehrnbach. Österreichs größtes Geothermie-Projekt wird mit rund 90 Grad heißem Wasser aus einer Tiefe von ca. 2.000 Metern beliefert und sichert die Fernwärmeversorgung.
 
Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner: „Die Energie AG unterstreicht nach dem grenzüberschreitenden Projekt Braunau – Simbach einmal mehr ihre Vorreiterrolle bei der Nutzung natürlicher und nachhaltiger Wärmequellen. Mit dem Projekt in Ried, dem größten Geothermie-Projekt Österreichs, setzen wir erneut Maßstäbe!“
 
Andreas Kolar, Vorstandsmitglied für den Bereich Wärme: „Wir leisten gemeinsam mit unseren Partnern aus der Region bei diesem Geothermieprojekt in Ried einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der oberösterreichischen Energiestrategie.“
 
Im Gegensatz zu den fossilen und nur begrenzt vorhandenen Energieträgern wie Kohle oder Erdöl ist die Nutzung der geothermalen Wärmevorkommen umweltfreundlich und völlig CO2-frei. „Mit dem Gemeinschaftsprojekt beginnt in Ried und Mehrnbach ein neues Energiezeitalter“, streicht Energie AG-Generaldirektor Leo Windtner die Bedeutung des Projektes hervor. Gleichzeitig wird das Engagement der Energie AG, das beim Pilotprojekt in Braunau Ende der 1990-er Jahre bei der Geothermie-Nutzung begonnen wurde, fortgesetzt. „Wir haben im Innviertel nachweislich unsere Kompetenz in diesem Bereich unter Beweis gestellt und einige Projekte, die auf die im Inneren der Erde gespeicherte Energie nutzen, zu Erfolgsprojekten gemacht“, sagt Windtner. Dabei wird das warme Wasser vor allem für die Wärmeversorgung genutzt, in Pilotprojekten wird derzeit die zusätzliche Nutzung der Wärme für die Stromerzeugung erprobt. 
 
Erdwärme: Sauber und umweltfreundlich
 
Das von der Erde aufgeheizte Wasser wird seit Februar 2014 an die ersten Kundenanlagen geliefert. Nach dem Bau von 15,3 Kilometer Transportleitungen und 25,4 Kilometer Verteil- und Hausanschlussleitungen können Privathaushalte, Betriebe und öffentliche Gebäude in den beiden Gemeinden umweltfreundlich und nachhaltig beheizt werden.
 
Derzeit ist die Entnahme auf 198 Kubikmeter Heißwasser pro Stunde limitiert. Ab November darf die Entnahme wie per Bescheid genehmigt auf 270 Kubikmeter pro Stunde erhöht werden. Es wird davon ausgegangen, dass dadurch die Temperatur bis auf 90 Grad ansteigen und damit die Effizienz des Projektes weiter erhöht wird.
 
Versorgungssicherheit garantiert
 
Für den Fall von Störungen oder Wartungsarbeiten an der Geothermieanlage stehen zwei 15 MW Erdgas-befeuerte Kesselanlagen als Ersatz zur Verfügung. 
 
Nach rund zweijähriger Vorbereitungs- und Planungsphase wurde im Vorjahr zudem ein Vorzeigeprojekt im Bereich Wärme-Contracting in Betrieb genommen, das unmittelbar mit dem Geothermieprojekt zusammenhängt: Die oberösterreichischen Erfolgsunternehmen Fischer Sports GmbH, FACC AG und Benteler-SGL haben ihre Raumwärmeversorgung auf die erneuerbare Energie auf Geothermie-Basis umgestellt. In Ergänzung dazu wird 2015 am Gelände der Fa. Fischer Sports GmbH von der Energie AG eine Contracting-Anlage errichtet, die im Vollbetrieb dann die für Hochtemperaturarbeiten erforderliche Prozesswärme mit dem Energieträger Erdgas produziert. Die Leistung des Gesamtprojektes beträgt insgesamt 14 MW, der gesamte Wärmeumsatz pro Jahr liegt bei rund 36,7 GWh. 
 
Das Geothermie Projekt macht die gesamte Region zum Musterbeispiel für eine nachhaltig ökologische, versorgungssichere und klimafreundliche Wärmeversorgung. Ziel ist ein weitgehender Verzicht auf fossile Brennstoffe. Die Geothermie-Wärmeleistung soll ab 2017 jährlich rund 67 Millionen Kilowattstunden Wärme aus fossilen Brennstoffen ersetzen und rund 17.000 Tonnen CO2 einsparen.
 
Neben zahlreichen Privatkunden in Ried und Mehrnbach sind folgende Kunden bereits angeschlossen bzw. beziehen bereits Wärme
  • Bundesschulzentrum Ried
  • Innviertler Siedlungsgenossenschaft (ISG) mit über 900 Wohnungen
  • Stadtgemeinde Ried mit Kindergärten, Volks- und Hauptschulen
  • Löffler
  • Einkaufszentrum Weberzeile 
  • Messe Ried 
  • Alten- und Pflegeheim des Sozialhilfeverbandes
  • Wintersteiger
 
Vorzeigeprojekt für Sport-Infrastruktur im Zuge der Geothermienutzung
 
Die Nutzung der Erdwärme über das Geothermieprojekt sorgt auch für eine ganz besondere Geothermienutzung: Fußball-Bundeslist SV Ried sichert mit der Anbindung an das Geothermie-Versorgungsnetz den umweltfreundlichen und sauberen Energieträger Erdwärme für die Rasenheizung im heimischen Stadion. Die Geothermie-Rasenheizung ist somit ein einmaliges und herausragendes Musterbeispiel dafür, wie saubere, erneuerbare Energie und Umweltschutz auf der einen, Kundennutzen und Kostenbewusstsein auf der anderen Seite zusammengeführt und gemeinsam genutzt werden können. 

 

Technische Daten
 
Beginn Wärmelieferungen
18. Februar 2014
Warmwasserförderung
derzeit 198 Kubikmeter/Stunde

ab November 2015 Erhöhung auf 270 Kubikmeter/Stunde
Wassertemperatur
derzeit 87°C
Aktuelle Leitungslänge
15,3 km Transportleitungen
25,4 km Verteil- und Hausanschlussleitungen
geplanter Endausbau
Wärmeverkauf: ca. 80 GWh/Jahr
CO2 Einsparung: 25.000 Tonnen pro Jahr
Leitungslänge: ca. 100 km
Investitionssumme bisher
EUR 37,6 Mio
 
 
Oberösterreich ist das Geothermie-Land Nr. 1
 
Oberösterreich ist die Region mit der höchsten Marktdurchdringung bei der Nutzung von geothermischer Energie in Österreich. Derzeit sind sieben geothermische Fernwärmeanlagen in Betrieb. Von der insgesamt in Österreich installierten thermischen Leistung von etwa 70 MW entfallen fast drei Viertel auf Oberösterreich. Das Leuchtturmprojekt in Ried unterstreicht die Vorreiterposition Oberösterreichs weiter. „Die Nutzung dieser nachhaltigen und erneuerbaren Erdwärmequelle ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, aber auch für die Versorgungssicherheit“, sagt Andreas Kolar, zuständiges Vorstandsmitglied für den Bereich Wärme.
 
Das Wärmeversorgungsprojekt im Innviertel ist zudem ein wesentlicher Bestandteil und wichtiger Beitrag zur Umsetzung der oberösterreichischen Energiestrategie 2030. In ihr ist als Ziel definiert, bis zum Jahr 2030 die Wärmeversorgung zu 100 Prozent auf erneuerbare Energieträger umzustellen. „Mit diesem Projekt zeigen die Energie AG und ihre lokalen Partner, dass sie sich ihrer Rolle als nachhaltige und innovative Energieversorger bewusst sind und diesem Anspruch auch gerecht werden“, sagt Kolar.
 
Forschungsschwerpunkt im Geothermie-Bereich
 
In der künftigen österreichischen Energieversorgung soll die Geothermie eine bedeutende Rolle spielen. Derzeit wird das Potenzial auf 16 Prozent des Gesamtenergiebedarfs geschätzt. Ein Expertenteam soll das jetzt bestätigen und die tatsächlichen Potenziale für die Wärmeversorgung und die Stromerzeugung untersuchen. Die jahrelangen Praxiserfahrungen der Energie AG aus den Geothermieprojekten im Innviertel werden in dieser Forschungsgruppe eine zentrale Rolle spielen.
 
Aktuell wird die Geothermie vorrangig in Thermalbädern genutzt, Wärmeversorgung und Stromerzeugung spielen eine untergeordnete Rolle. Zu Unrecht, denn ein von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördertes Expertenteam, bestehend aus der Wärmegesellschaft der Energie AG, der Joanneum Research Forschungsgesellschaft und dem Ingenieurbüro Geoteam, hat in einer Studie die wirtschaftlich sinnvoll nutzbaren Potenziale festgestellt. Diese sollen teils kurzfristig bis 2020 umgesetzt werden, das langfristige Potenzial der Tiefengeothermie soll bis 2050 unter den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur Realisierung gelangen.